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Der Wiesenwurf von Hans Ruedi Hebeisen

Im Jahre 2010 organisierte ich einen Wurfkurs mit Hans- Ruedi Hebeisen in Berlin. Im Laufe des Wurfkurses zeigt er uns seinen „Wiesenwurf“, mit welchem er die Bedeutung der Endgeschwindigkeit demonstriert. Diese Wurfsequenz habe ich mit meiner digitalen Kamera eingefangen, die Videos mit 15 Bildern pro Sekunde aufnimmt.

Zu dieser Zeit begann mich der Zusammenhang zwischen der Rutenbiegung und der Effizienz (Verhältnis zwischen der aufgewendeten und genutzten Energie, „~Wirkungsgrad“) des Fliegenwurfes zu interessieren. Um mich diesem Zusammenhang anzunähern, habe ich die Einzelbilder seiner Wurfsequenz ausgelesen und mit einfachen Mitteln die Position der Rutenspitze Bild für Bild bestimmt und in der nachstehenden Tabelle dargestellt und ausgewertet.

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Sofort ins Auge gesprungen ist mir die sehr hohe Biegung der Fliegenrute um den Zeitpunkt des Stopps herum (vgl. Bild 7), obwohl Hans- Ruedi eine Fliegenrute mit schneller Aktion geworfen hat. Diese einfache Analyse legte die Vermutung nahe, dass es einen Zusammenhang zwischen der Rutenbiegung und der großen Weite geben muss, die er mit einem offensichtlich geringem Krafteinsatz erreichte.

Doch die Vermutung allein befriedigte mich nicht. Umso mehr, als damals von einigen Fliegenfischern die Ansicht vertreten wurde, dass die Biegung der Fliegenrute für den Wurf eine untergeordnete Rolle spiele. Argumentiert wurde mit der Tatsache, dass die Spitze der Fliegenrute zu Beginn des Stopps bzw. der Rückstellung / Entladung bereits zwischen 80 und 90 % ihrer Endgeschwindigkeit besitzt und daher ihre Biegung wenig zum Wurf beitragen könne.

Im Sommer 2012 nahm meine Frau einen Leerwurf von mir auf, als wir zusammen mit unseren kleinen Töchtern an der brandenburgischen Nuthe picknickten (an diesem Tage fing ich übrigens eine prächtige Regenbogen – trotz all der Theorie darf die Praxis nicht zu kurz kommen !). Um den Einfluss der Rutenbiegung  auf den Fliegenwurf noch genauer verstehen zu können kam mir die Idee, meine Wurfsequenz – die mit 30 Bildern pro Sekunde aufgenommen wurde – ebenfalls auszulesen und auszuwerten. Nach über einem Jahr Arbeit entstand schließlich mein wissenschaftlicher Aufsatz „Experimentelle Untersuchungen zur Biegung der Fliegenrute“.  Darin zeige ich physikalisch / mathematisch auf, dass es einen Zusammenhang zwischen der Biegung der Fliegenrute und der Effizienz geben muss. Damit muss auch der „Wiesenwurf“ von Hans- Ruedi Hebeisen als Sinnbild für einen effizienten Fliegenwurf angesehen werden.

Zum Schluss noch eine kleine Geschichte zum Wiesenwurf: beim Filmdreh zu „Perfektes Fliegenwerfen“ 2009 haben Hans- Ruedi und ich zu diesem Wurf einige Studien ausprobiert. Bei ein paar seiner Würfe habe ich das Ende der Fliegenschnur leicht festgehalten, indem ich es an die Wiesenoberfläche drückte. Das Ergebnis davon war, dass Hans- Ruedi die Fliegenschnur genau bei den so geänderten Würfen deutlich weiter hinaus brachte. Ein anderer Grund als die höhere Rutenbiegung (und die damit verbundene höher Endgeschwindigkeit der Rutenspitze), die wegen des Festhaltens aufgebaut wird, mag mir nicht einfallen…

Der Wiesenwurf von Hans Ruedi Hebeisen
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