Stefan Gericke und ich hatten uns Anfang November auf der Insel Als in Dänemark zum Meerforellenfischen verabredet. Er wollte dort in dieser Zeit einen Kurs geben, hatte bis kurz zuvor aber keine konkrete Zusage.
Etwa 2 Wochen vor dieser geplanter Fischtour berichtete mir mein Freund Körbsi beiläufig von seiner Hochseetour auf der Ostsee, bei welcher er einige Dorsche fangen konnte. Das Angeln habe ihm schon Spaß bereitet, jedoch fand er das Fischen auf die Meerforelle schon spannender… Und schon war die Idee geboren, dass er an Stefans Kurs teilnehmen könnte.
Gesagt, getan ! Körbsi schloss sich spontan an. Am 2.11.2006 früh um 4:30 Uhr klingelte er vereinbarungsgemäß an meiner Haustür in Berlin, wo ich ihn schon voller Ungeduld und mit vollem Gepäck erwartete. Das Wetter am Tage zuvor war geprägt vom ersten schweren Herbststurm des Jahres mit Überschwemmungen an den deutschen Küsten. Wir waren aber trotzdem guter Dinge, weil Stefan diesem Wetterumschwung positive Aussichten für den Fischfang abgewinnen konnte. Und Petrus sollte es dann wirklich gut mir uns meinen, wie ich noch schreiben werde…
Das Gepäck war schnell in Körbsi’s Passat verstaut und die Fahrt Richtung Norden konnte beginnen. Die frühe Reisezeit hatte den Vorteil, dass die Straßen frei waren und wir nach gut 5 Stunden auf Als ankamen. Stefan befand sich noch hinter uns, so dass wir unser Quartier in Okslebö bei Nordborg schon mal bezogen. Als dann Stefan anrief, ging alles ganz schnell: wir stiegen ins Auto, trafen uns kurzerhand auf der Hauptkreuzung von Okslebö und fuhren Ihm hinterher an die Fahrrinne bei Stegsvig. Das Sprichwort „auf jedem Sturm folgt wieder Sonnenschein“ sollte sich bewahrheiten: bei strahlend blauem Himmel warfen wir unser Angelgerät in die Ostseebuchten aus. Neben Stefan waren noch Mario und Frank mit von der Partie, die aber noch am gleichen Tag wieder Richtung Hamburg abreisen mussten. Körbsi „durfte“ es zuerst mit der Sbirolino- Fliege versuchen, da Stefans Fliegenfischerkurs erst am morgigen Freitag begann. Am Ende dieses Tages fing Stefan eine stramme Meerforelle an die 60 cm und Körbsi versenkte die einzige Sbirolinopose in den Weiten der Ostsee… Wir nutzen diese Zwangspause zum Einkauf in Sönderborg, wo wir Körbsis magere Angelausrüstung um neue Watkleidung und Angelgeräte vergrößerten.
Der Freitag begann mit einem deftigen Frühstück und anschließendem Quartiersumzug. Dann führte uns Stefan an die nordöstliche Spitze von Als zum sogenannten „Friedhof“. Das Wasser war ruhig aber ob des Sturmes der vergangenen Tage sehr trübe. Ich stellte mich sogleich ins Wasser, während Stefan seinem Schüler Körbsi erst mal die Grundzüge des Fliegenwurfes zeigte. Bei einem der ersten selbständigen Würfe von Körbsi krümmte sich plötzlich seine Rute und nach kurzem Drill, begleitet von Stefans Kommandos, landete er sicher eine maßige Meerforelle. So kann es gehen ! Und Körbsi schickte sich sogleich an, die wichtigsten Meilensteine eines Meerforellenfliegenfischers im Schnelldurchgang zu absolvieren; denn die obligatorische „Taufe“, das Badengehen wegen eines Ausrutschers bei Waten, folgte sogleich. Er sah aber nasser aus als er tatsächlich war und konnte weiter fischen.
Am Nachmittag wechselten wir an die Bucht von Sandvig an eine am südlichen Ufer gelegene „100%ige“ Stelle, wie Stefan es formulierte. Natürlich ist so eine Aussage gerade beim Meerforellenfischen sehr gewagt, aber Stefan schien überzeugt. Und er sollte recht behalten. Das Wetter wurde besser und besser, die See beruhigte sich zunehmend und wir sahen die ersten Fische in Wurfweite rauben. So dauerte es auch nicht lange, bis Stefan den ersten Fisch haken und sicher landen konnte. Schließlich fand auch meine Fliege Fressinteresse, was mir durch einen heftigen Ruck in der Schnur angezeigt wurde und nach kurzen Drill landete ich eine schöne Meerforelle.
Wir fischten bei einem selten schönen Sonnenuntergang bis zum Einbruch der Dunkelheit. Nicht nur, weil die meisten Fische leicht gefärbt waren, sondern auch, weil uns die Farben der Natur so gut stimmten, war dieser Freitag ein unblutiger Tag. Alle Fische wurden wieder schonend in ihr Element zurückgesetzt.
Abends dann beim wärmenden Tee „mit Schuss“ band uns Stefan seine fängigsten Fliegenmuster vor.
Der Samstag versuchten wir es zunächst in der Bucht von Sandvig, wo das Fischen wegen des auffrischenden Windes erheblich schwerer als am Tag zuvor war. Daher wechselten wir in eine andere Bucht, dort war das Fischen wesentlich entspannter, weil sie vorm Wind schützte. Wir alle fingen an diesem Tag schöne Fische dort, ich sogar eine blanke ! Der Tag endete wieder mit Fliegenbinden, diesmal versuchte sich auch Körbsi mit beachtlichem Erfolg an dieser Kunst.
Sonntag war ein verregneter Tag. Stefan zeigte uns noch im kleinen Hafen von Dyvig eine schöne Stelle, wo wir aber erfolglos blieben. So waren wir auch nicht allzu traurig, dass dieser Fischereiausflug schon seinem Ende zuging.